Die Schwarzen Musketiere CoverBurgen und Ritter üben auf Kinder und Jugendliche seit jeher eine enorme Faszination aus. Bei vielen Erwachsenen ist das ebenso. Die große Zahl an Mittelalterfestivals, Kinofilme, etliche Rollenspiele – ganz gleich ob analog oder digital – oder die Literatur zeigen, dass das Interesse an den vergangenen Jahrhunderten voll im Trend liegt. Besonders in den historischen Romanen findet Geschichte neu zum Leben.

Oliver Pötsch hat offensichtlich sein Werk den vergangenen Zeiten gewidmet. Nach „Die Burg der Könige“ und seinem ersten Kinderbuch „Ritter Kuno Kettenstrumpf“ hat er nun mit „Die Schwarzen Musketiere“ seinen ersten Jugendroman veröffentlicht. Inspiriert von Alexandre Dumas berühmten Roman erzählt er die Geschichte des Grafensohns Lukas. Eben 13 Jahre alt geworden, ändert sich dessen Leben komplett. Er verliert beide Eltern und muss sich auf die Suche nach seiner kleinen Schwester begeben. Dabei gilt es etliche Abenteuer zu bestehen. Im dem Inquisitor Waldemar von Schönborn findet er einen fast übermächtigen Gegner. Aber er gewinnt auch neue Freunde. Mit Gerome, Paulus und Giovanni entsteht eine Gemeinschaft, die sich allen Herausforderungen mutig stellt.

Pötzsch widmet seinen Roman dem Jungen, der er einmal war. Schon auf den ersten Seiten ist klar, dass er für diesen das Buch geschrieben hat. Das Mantel-und-Degen-Genre wendet sich seit jeher zunächst an ein männliches Publikum. Und da er das Buch aus der persönlichen Perspektive von Lukas verfasst hat, werden sich wohl auch zunächst Jungen damit identifizieren. Diese eindeutige Fokussierung ist ein Segen für das Buch. Ohne sich in unnötige Details zu verlieren, lässt Pötsch seine jugendlichen Leser im Stil einer Achterbahnfahrt durch eine packende Abenteuergeschichte rasen, die alles hat, was das Jungenherz begehrt.

Dabei bleibt Lukas ein echter Junge, mit all seinen Sorgen, Ängsten und Zweifeln. Lediglich in seiner Fechtkunst entwickelt er wahre Supermanfähigkeiten. Seinem Autoren-Vater Pötzsch gelingt es, in der inneren und äußeren Auseinandersetzung von Lukas mit dem Leben, Themen wie Freundschaft, Krieg oder den Wert und Sinn des Daseins zur Diskussion zu stellen. Dabei ist er weit von jeglicher Schwarz-Weiß-Malerei entfernt. Fast jeder Akteur hat seine zwei Seiten. Lediglich Vater und Mutter sowie der abgrundtief böse Schönborn bilden die Pole. Das trägt zur inneren Orientierung bei.

Mag es auch dem ein oder anderen zu vordergründig erscheinen, so ist es doch ein großer Verdienst des Autors, dass er versucht, sein Publikum für Geschichte zu interessieren. Vor der Kulisse des 30-Jährigen Krieges spielen Orte, Schlachten und Menschen jener Zeit eine wichtige Rolle für das Schicksal der Protagonisten. Das ist zum einen sicher lehrreich und fördert das Interesse, zum anderen steigert es die Spannung. Und schließlich findet auch noch das Unerklärliche seinen Platz. Wo Menschen wann auch immer am Rande ihrer Existenz standen, haben Mystik und Magie gleichzeitig als Gefahr und Hoffnungsträger eine Rolle gespielt. Gerade die Grauen, die während des langen Krieges im 17. Jahrhundert entstanden, waren ein perfekter Nährboden dafür. Dieses weitere Element rundet die ausgezeichnet erzählte Geschichte ab.

„Die schwarzen Musketiere“ ist ein packender Abenteuerroman vorwiegend für Jungs, in der Pötzsch beweist, dass er ein Meister des Genres ist, der bei seinem Publikum in keiner Minute Langeweile aufkommen lässt. Gekonnt spielt er mit allen Elementen des historischen Abenteuerromans. Das Buch ist als Fortsetzungsroman angelegt. In seiner Widmung schreibt er „Ich glaube, diese Geschichte hätte mir gefallen“. Ganz sicher gefällt sie einem großen Publikum ebenso.

Gernot Körner

Über den Autor

Oliver Pötzsch, 1970 in München geboren, begann bereits während seines Zivildienstes mit dem Schreiben. Nach dem Studium arbeitete er für den Bayrischen Rundfunk. Sein schriftstellerisches Debüt gelang ihm 2008 mit dem historischen Roman „Die Henkerstochter“. Seither sind weitere Nachfolgebände und weitere Romane erschienen. Pötzsch lebt mit Frau und zwei Kindern in München.

Bibliographie

Die Schwarzen Musketiere CoverOliver Pötzsch
Die schwarzen Musketiere – Das Buch der Nacht

Bloomoon
Ab 12 Jahren

Hardcover, 320 Seiten
ISBN: 978-3-8458-0503-0