Über die Christenverfolgung in Japan im 16. Jahrhundert
Im 16. Jahrhundert entdeckte Europa Asien als Bühne für seine Machtkämpfe. Auch die christlichen Kirchen richteten ihr Augenmerk gen Osten und entsandten zahlreiche Missionare. In Japan wurden die fremden Religionen, insbesondere der Katholizismus, als Versuch der Kolonialisierung verstanden und verboten. Wer dem Christentum nicht abschwören wollte, wurde getötet. Nur eine kleine Zahl von „Kakure Kirishitan“, von „verborgenen“ Christen, praktizierte weiterhin heimlich den katholischen Glauben.
Mit unsäglicher Grausamkeit
In Martin Scorceses monumentalem Werk „Silence“, das auf dem Roman „Schweigen“ von Endo Shusaku basiert, brechen die portugiesischen Missionare Sebastião Rodrigues (Andrew Garfield) und Francisco Garpe (Adam Driver) nach Japan auf, um ihren verschollenen Lehrer Cristóvao Ferreira (Liam Neeson) zu suchen und die Gerüchte zu widerlegen, er sei vom Glauben abgefallen.
Die beiden Pater begegnen den verborgenen Christen, einfachen Bauern und Handwerkern, die für ihre leidenschaftliche Verehrung Jesu und Mariens täglich ihr Leben und das Leben ihrer Familien riskieren. So wie die japanischen Christen sich nach dem Wort und vor allem den Symbolen des Christentums sehnen, welche die Pater ihnen bringen, so fühlen sich die Portugiesen von dem unerschütterlichen Glauben der Japaner inspiriert.
Doch immer zahlreicher werden die Beispiele der unsäglichen Grausamkeit, mit der die japanischen Herrscher die Christen verfolgen. Statt ihrem Glauben durch den symbolischen Tritt auf ein Heiligenbild abzuschwören, erdulden diese Verbrennungen, Kreuzigungen und Ertränkungen.
Die „Stille“, die der Titel nennt, ist das Schweigen Gottes zu all diesen Gräueltaten, das für Rodrigues eine harte Prüfung seines Glaubens darstellt.
Schließlich gerät er in Gefangenschaft. Der „Inquisitor“ Inoue Masahige (Issey Ogata) und sein Übersetzer (Tadanobu Asano) stellen ihn auf zahlreiche Proben. Wenn er seinem Glauben abschwört, werden sie das Töten, zumindest teilweise, beenden …
Individualisten in einer fremden Welt
Die abwechslungsreiche, oft nebelverhangene Landschaft wird von Brauntönen dominiert und zeigt eine düstere, für den westlichen Zuschauer fremdartige Welt. Viele der Darsteller, wie Adam Driver, Issey Ogata und Yosuke Kubozuka verleihen dem Film durch ihre individuellen ausdrucksstarken Gesichter eine besondere Note. Aufwändige Kostüme und detaillierte Maske runden die optische Wirkung ab.
Die Bilder, die Scorcese beschwört sind teils Verneigungen vor der Gläubigkeit, teils verstörend in ihrer Brutalität. Neben der Frage, nach dem göttlichen Schweigen, fragt der Film auch nach dem Sinn missionarischer Tätigkeit und Gläubigkeit im Allgemeinen und ganz konkret, was höher zu bewerten sei: der reine Glaube oder das christliche Handeln.
(Tobias Schudok)
Filmographie:
Martin Scorcese
Silence
159 Minuten
im Verleih von Concorde Filmverleih
eben angelaufen
Mehr unter www.silence-film.de
Bibliographie:
Shusaku Endo
Schweigen
Septime Verlag
312 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
ISBN 978-3-902711-40-3
22,90 €
Verlosung
Pünktlich zum Kinostart verlost Literatur Garage zwei Kinokarten und ein Poster.
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