Patrick Blumschein bringt Lehrern das Lehren bei

Donut Paedagogik

Oftmals gehen Aufgaben in der Schule an dem was die Schüler lernen sollen oder wollen und an den SchülerInnen selbst vorbei. Die Aufgaben kreisen um das Wesentliche, um den Schüler mit seinen Lernzielen herum, wie der Teigring mit Zucker um das Loch in Donut. Die Kinder langweilen sich bei Lückentexten. Nur wenige machen mit, einige schlafen, der Rest spielt heimlich am Handy unter dem Tisch. Diese Situation will  Patrick Blumschein mit dem Buch „Schluss mit der Donut-Pädagogik“, mit passenden Aufgaben für Schüler und mit seiner Arbeit am Zentrum für Lehrerfortbildung Freiburg (ZELF) ändern.

Patrick Blumschein hat Erziehungswissenschaften an der Uni Freiburg studiert, dort promoviert und nun bildet er Lehrer weiter, organisiert Veranstaltungen oder lehrt selbst. Ein weiteres Ziel der Arbeit am ZELF ist es die Lehrerfortbildungen zu standardisieren. Im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrer bietet die PH viele Fortbildungsveranstaltungen an, die Patrick Blumschein mit auswählt, organisiert oder selbst hält. Ein lebenslanges Lernen gilt auch für Lehrer. In den Lehrerfortbildungen lernen die Lehrer, wie sie den Kindern beibringen zu unterrichten. Sie probieren es zunächst selbst aus und geben das Gelernte dann an die SchülerInnen weiter. „Lehren heißt zweimal lernen. Wenn Kinder ein Erklärvideo zum Thema Vogelkunde drehen oder selbst eine Lern-App für Mathe programmieren, lernen sie mehr dabei, als wenn sie die Inhalte nur passiv konsumieren“, so Patrick Blumschein. Die Schüler arbeiten an einer praxisnahen Aufgabe, an einem gemeinsamen Projekt und erwerben dabei die Fähigkeiten und das Wissen, die sie dafür brauchen. „Wie die Vögel leben, wie sie Texte für Videos gestalten, wie sie die Videos schneiden und hochladen, all das steht in einem praktischen Zusammenhang.“ Die Erkenntnisse gelten auch im privaten. „Lasst eure Kinder möglichst viel selber machen, lasst sie die Schuhe selber binden und alleine zur Schule laufen, das ist effektiver, als ein Vortrag übe die Theorie des Schnürsenkels oder über Gesundheit durch Bewegung. Dann lernen sie gerne und freiwillig“, meint er. In der Schule kann effektives Lernen mit passenden Aufgaben gelingen, die auf die jeweilige Situation der Schüler und auf die Lernziele Rücksicht. Dann haben SchülerInnen mehr Freude am Lernen. Wie LehrerInnen solche passenden Aufgaben finden können, darum geht es im Buch „Schluss mit der Donut-Pädagogik“. Es hilft anhand einer Checkliste zu überprüfen, ob Aufgaben für die Schüler und für ein lebensnahes Lernen geeignet sind. Wenn nicht, gibt es eine Anleitung die Aufgaben zu optimieren. Aufgaben, die echte Alltagsprobleme beinhalten, bei deren Lösung die SchülerInnnen selbst aktiv werden, die sich auf reale Situationen beziehen, bei denen erwerben sich die Schüler die nötigen Kompetenzen, indem sie selbst handeln. Der Lehrer sucht die passenden Aufgaben heraus, begleitet die Schüler und berücksichtigt ihren jeweiligen Kenntnisstand.

Den Aufruf lebenslang und praxisnah zu lernen beherzigt Patrick Blumschein auch für sich selbst. Er bastelt und schraubt gerne an allem was sich bewegt oder steht. Am liebsten Fahrräder, aber auch Autos, Computer, Waschmaschinen, Küchenschränke, nach der Devise, lieber zweimal repariert, als einmal weggeworfen. Was er nicht kann, eignet er sich an. Wenn er nicht gerade am Rad schraubt, fährt er Mountainbike oder engagiert sich im Stadtteil.

Anja Lusch

Bibliographie:

Klaus Oehmann, Patrick Blumschein
Schluss mit der Donut-Pädagogik! Lebensnahe Lernaufgaben leicht gemacht
hep verlag
ISBN 978-3-0355-1566-4,
20,00 €

Klaus Oehmann

ist Fachleiter am Europa-Studienseminar für berufliche Schulen in Gießen. Sein Arbeitsschwerpunkt ist die Schul- und Unterrichtsentwicklung auf Basis der Reformpädagogik; Lernaufgaben sind der Schlüssel dazu. Er arbeitet als Lehrbeauftragter für Wirtschaftsdidaktik an der Goethe-Universität Frankfurt am Main und als Lehrkraft an der Max-Weber-Schule Gießen und ist dort verantwortlich für die Juniorenfirma Sinn & Zweck.