Mit Humor vom Kampf gegen den Krebs erzählt

Marion Knaths: Vom Krebs gebissen

Krebs ist ein in der Literatur viel behandeltes Thema. Wer in den 2010er Jahren ein Teenager war, wird sich vielleicht an Romane und Filme, wie: „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ von John Green, „Ich und Earl und das Mädchen“ von Jess Andrews oder „Jeder Moment zählt“ basierend auf dem Buch „Bevor ich sterbe“ von Jenny Downham erinnern. John, Jess und Jenny in allen Ehren, aber ihre „Teenie-Krebs-Liebes-Geschichten“ thematisierten weniger den Krebs als die romantischen Beziehungen ihrer Protagonisten.

„Vom Krebs Gebissen“ hingegen legt den Fokus auf die Krankheit. Es ist ein Erfahrungsbericht, geschrieben von Marion Knaths, die in den Neunzigern im Alter von 25 Jahren an Morbus Hodgkin erkrankte. Zehn Jahre später schreibt sie ihr Buch, das im September 2021 in neuer Auflage im Piper Verlag erschienen ist.

Als sie die Diagnose Krebs im Endstadium erhält, stellt es Marions gesamtes Leben auf den Kopf. Zwei Jahre lang durchläuft sie verschiedene Therapien zur Heilung. Knochenmarktransplantation, Chemotherapie und Strahlentherapie lässt sie über sich ergehen. Warum sie das getan hat und nicht einfach aufgab, könne sie sich selbst nur damit erklären, dass ihr Überlebensinstinkt das Kommando übernommen hatte. In ihrem Buch nimmt sie den Leser mit durch ihre Krebstherapie und erzählt davon, was mit ihr damals geschah und wie es ihr damit ging.

Zugegeben, wer nach trockenen Fakten sucht, ist bei diesem Buch falsch. Es ist ein subjektiver Erfahrungsbericht, der gar nicht erst versucht, auf die medizinischen Details einzugehen. Natürlich werden diese thematisiert, jedoch weniger, was die Therapien mit dem Körper machen, sondern viel eher, wie es dem Körper und seiner Trägerin mit der Vergiftung geht. So nennt Knaths es, wenn sie von all den Mitteln spricht, die ihr auf verschiedene Art und Weise verabreicht werden, um den Krebs zu zerstören. Ein starkes Bild, das verdeutlicht, welchen Preis der Kampf gegen den Krebs abverlangt. An keiner Stelle dieses Buches hat man das Gefühl, dass irgendein Teil der Therapie verharmlost, wird. Dennoch liest sich die Geschichte nicht als Mitleid erregender Leidensbericht.  Marion Knaths Schreibstil hilft hier ungemein. Er ist humorvoll, direkt und authentisch. Der perfekte Kontrast zu einem so traurigen Thema. Er führt dazu, dass dieses Buch als vieles aber nicht als traurig bezeichnet werden kann.

Das Einzige, das an manch einer Stelle verwirren kann, ist der zeitliche Verlauf der Geschichte. Da das Buch thematisch und nur grob chronologisch aufgebaut ist, ist manchmal nicht klar, wo genau in der Therapie wir uns eben befinden und wieso. Ein Zeitstrahl im Anhang des Buches hätte dieses Problem ohne Umstände lösen können. Dennoch ist es nicht weiter tragisch, weil der zeitliche Verlauf nicht im Fokus steht, sondern wie es Marion Knaths geht. Wie es ihr mit ihren Haaren und deren Verlust geht. Wie es ihr mit den verschiedenen Ärzten, mit den verschiedenen Therapien und mit den Menschen in ihrem Umfeld geht.

Wer Erfahrungsberichte und Romane, welche sich mit realen Herausforderungen des Lebens beschäftigen, mag, macht mit diesem Buch nichts falsch. Auch, wer sich mit traurigen Büchern eher schwertut, aber dennoch Interesse an dem Thema selbst hat, kann durch den humorvollen Schreibstil mit diesem Buch viel Freude haben.

Pauline Körner

 

knathsBibliographie:

Marion Knaths
Vom Krebs gebissen
Broschur, 144 Seiten
Piper
ISBN 978-3-492-31828-0
12 Euro