Alkohol, Facebook und Sex – Pubertät im Zeitalter der Reizüberflutung
Nabokovs Roman „Lolita“, der erstmals 1955 in Paris erschien, löste seinerzeit einen Sturm der Empörung aus. Die pädophile Liebesbeziehung des Ich-Erzählers zur zwölfjährigen Lolita stand und steht noch heute gegen jede gesellschaftliche Vorstellung von Anstand und Moral. Während in Nabokovs Geschichte die ambivalenten Gefühle des Erwachsenen und die Handlungsweisen des Mädchens das Ausnutzungsverhältnis nur bedingt in Frage stellen, sind die moralischen Fronten in „Lolito“ von Ben Brooks weit weniger klar erkennbar.
Etgar ist ein nervöser fünfzehnjähriger, der sein Leben am liebsten allein im Bett und vor dem Bildschirm verbringt. Zugleich erforscht er seine Sexualität mit seiner Freundin Alice und in heimlichen „Trockenübungen“ mit der gemeinsamen Bekannten Hattie, stets unter dem starken Eindruck möglichst extremer Pornovideos aus dem Internet. Sein Freund Aslam überredet ihn regelmäßig dazu, unter Menschen zu gehen. Aus Langeweile entstehen so viele Alkoholexzesse und Drogenexperimente. Seinen Alltag bissig kommentierend und mit allerlei popkulturellen Zitaten garnierend, lebt Etgar vor sich hin. Von diversen Pubertätsproblemen geplagt, aber ohne große Fragen an die Welt. Bis plötzlich alles aus den Fugen gerät, als Alice ihn, im Alkoholrausch, mit einem älteren Jungen betrügt. Etgar knallt sich erstmal mit Schmerztabletten zu und beginnt aus einer Laune heraus auf einer Flirtseite für Erwachsene zu chatten. Schnell lernt er Macy kennen, der er unbeholfen vorzuspielen versucht, ein erfolgreicher – erwachsener – Hypothekenmakler zu sein.
Über den Autor
Ben Brooks wurde 1992 in Gloucestershire, in England geboren. Lolito ist sein sechster Roman, sein zweiter in deutscher Übersetzung. Er lebt in Berlin.
Über den Sprecher
Christian Ulmen, geboren 1975, begann seine Karriere bei MTV Europe. Durch seine zahlreichen Aktivitäten als Moderator, Schauspieler, Publizist und Produzent ist er heute vor allem einem breiten jüngeren Publikum bekannt.