Der Klassenfeind

Ein Lehrer holt zum Rundumschlag aus

Der Lehreralltag nicht leicht. Es gilt nicht nur Kinder zu erziehen und ihnen Inhalte zu vermitteln. Auch Eltern, Kollegen und Vorgesetzte tragen gerne ihre, nicht immer vereinbaren, Vorstellungen und Wünsche an das Lehrpersonal heran.

Verständlich, wenn einem Betroffenen da gelegentlich zum Heulen zumute ist. Aber ein gutes Mittel dagegen besteht bekanntlich darin, über sich und seine Umwelt zu lachen. Marc Hofmann, Lehrer und Kabarettist, hat sein Bühnenprogramm zu einem Roman ausgearbeitet, der die Härten des Lehreralltags bis zur Schmerzgrenze verdichtet.

Ein frustrierter Lehrer holt zum Rundumschlag aus und trifft. Jeder kriegt sein Fett weg. Vom Rektor über das Kollegium bis zu den Schülern und deren Eltern. Auch vor den eigenen pubertierenden Kindern, der Ehefrau und deren esoterikbegeistertem Freundeskreis gibt es kein Halten. Dabei hat sich wirklich einiges im Gymnasiallehrer Harry Milford angestaut, was er nur mit einer gehörigen Portion Zynismus ausdrücken kann.

Wenn im Klassenraum einfach keine Ruhe einkehren will, der altertümliche CD-Player streikt und auf dem Gang Radau herrscht, dann stellt er den Unruhestifter aus der Nachbarklasse schon Mal als mahnendes Beispiel in die Ecke oder es fliegen gleich harte und scharfkantige Gegenstände durch die Luft. Als auf der Klassenfahrt aus dem Zimmer der „coolen Jungs“ obszöne Musik und Schwaden stinkenden Deosprays dringen, macht Milford einfach kurzen Prozess: Fenster zu und Sprayflaschen leersprühen! Eigentlich will er den Jungen nur einen Schrecken einjagen und sie nach zehn Minuten aus dem Zimmer lassen, nur blöd, dass er plötzlich so müde ist …

Als ihm die junge Referendarin schöne Augen macht, schöpft er neuen Lebensmut, vielleicht wird ja doch noch alles gut. Doch natürlich kommt es anders und die allgemeinen Zwistigkeiten zwischen Rektorat, Eltern und Lehrern schaukeln sich immer weiter hoch …

Cholerisch, zynisch, faul, enttäuscht, besserwisserisch, träge, am Rande seiner Belastbarkeit – gemeingefährlich! So ist Harry Milford, die Antinomie jeglicher Pädagogik.

Kein Vorbild – aber nach einer harten Unterrichtsstunde in der Mittelstufe, ein Trost für viele Lehrer – so schlimm ist der Lehreralltag in der Realität glücklicherweise doch wieder nicht.

Tobias Schudok

Hörprobe: