Märchen sind keine Kindergeschichten. Sie führen uns an unbekannte Orte, erzählen fantastische Geschichten, in denen wir viel über uns und über Gut und Böse erfahren. Von Märchen geht eine enorme Faszination aus und die Welt der Fantasy schließt von jeher daran an. Mit „Die wilden Schwäne“ erzählen Wolfgang und Heike Hohlbein das gleichnamige Märchen von Hans Christian Andersen frei nach. Dabei zeigen sie deutlich, dass sie wahre Kenner der Welt der Märchen sind.
Hohlbeins erzählen die Geschichte der Königstochter Elisa. Sie erkennt als einzige, dass ihre neue Stiefmutter eine böse Hexe ist. Selbst als diese ihre Brüder in elf Schwäne verwandelt, gelingt es ihr, Elisas Vater und den Hof so zu verhexen, dass diese von nichts ahnen. Nur Elisa kann alle retten. So beginnt für sie ein gefährliches Abenteuer, in dem der Tod bei weitem nicht das Schlimmste ist, was ihr geschehen kann.
Packend, plastisch, mit viel Tempo und einer gehörigen Portion Schrecken ausgestattet ist das neue Fantasymärchen aus der Feder des Autorenpaars. Gut und Böse sind natürlich klar voneinander zu trennen. Und das ist gut so. Denn auf diesem Weg gelingt es den Lesern leicht, sich mit der Königstochter Elisa zu identifizieren. Diese ist die Trägerin der besten Tugenden: Treue, Wahrheitsliebe, Engagement, Wissensdurst, Mut und Liebe gehören zu ihren herausragenden Charaktereigenschaften. Kompromisse gibt es nicht, was zunächst ein wenig naiv erscheinen mag, letztlich aber für das Klare und Gute steht. Ihr Trotz, ihre Ungeduld, ihre Selbstzweifel und ihre Wut geben ihr schließlich die Eigenschaften, die zu einer Jugendlichen gehören.
So haben Hohlbeins einen gelungenen Märchencharakter geschaffen, von dem wir für unseren Alltag eine Menge lernen können. Auch wenn Altruismus nicht unbedingt zum aktuellen Zeitgeist passt, erfährt der Leser doch viel über dessen Bedeutung für eine bessere Welt. Er begreift vielleicht, dass auch der Mutigste erst mal seine Angst in den Griff bekommen muss und dass Zivilcourage durchaus zu den wünschenswerten und kreativen Eigenschaften gehört. Anders als andere Fantasygeschichten sind „Die wilden Schwäne“ kein Ort für epische Schlachten. Ganz im Gegenteil. Krieg und Gewalt erteilen die Autoren eine deutliche Absage, was der Spannung nun wirklich nicht schadet.
„Die wilden Schwäne“ sind ein packendes und gelungenes Fantasymärchen des bekannten Autorenpaares.
Bibliographie
Die wilden Schwäne
Wolfgang und Heike Hohlbein
Illustrationen: Ludvik Glazer-Naudé
Ab 10 Jahren / 224 Seiten
Hardcover
21,4 cm x 15,5 cm
Die Autoren
Wolfgang und Heike Hohlbein haben mit MÄRCHENMOND 1983 einen Jugendbuchklassiker geschaffen, der seinen internationalen Siegeszug bis heute ungebrochen fortsetzt. In Heikes Märchengarten hat das Paar zahlreiche weitere Bestseller wie ELFENTANZ und DER GREIF ersonnen. Das Aufschreiben gemeinsamer Ideen übernimmt Wolfgang Hohlbein, der mit über 44 Millionen verkauften Büchern Deutschlands unangefochtener Auflagenkönig ist. Wolfgang und Heike Hohlbein, die inzwischen auch gemeinsam vor der Kamera stehen, leben mit ihren Kindern und zahlreichen Tieren am Niederrhein.