Schrei von Eric Berg_CoverWie schön ist doch die Jugendzeit! Ist sie das wirklich? Junge Menschen stehen oft unter so hohem Erwartungsdruck, dass sie ihn kaum ertragen können. Dabei setzen sich viele selbst am meisten unter Druck. Gleichzeitig suchen sie Antworten auf die großen Fragen des Lebens, um in all dem Chaos sich und ihren eigenen Weg zu finden. Liebe, Freundschaft und Beruf gehören zu den zentralen Themen, die sie gerne als gleichwertig betrachten. Eine Möglichkeit der Auseinandersetzung bietet seit jeher die Literatur. Zurzeit entwickelt sich eine neue Autorengeneration, der ausgezeichnet gelingt, die moderne, sich ständig wandelnde Lebenswelt der jungen Generation einzubeziehen.

Zu ihnen gehört Eric Walz, alias Eric Berg. In seinem neuen Roman erzählt er die Geschichte von Lulu, die eine Woche vor Ende der Sommerferien in ihr Schulinternat zurückkehrt. Für Lulu ist diese Rückkehr in das Haus Lombardi eine Rückkehr zu ihren großen Problemen. Ein echter Albtraum. Nicht nur, dass sie einige Mitschülerinnen mobben. Ihr Sportlehrer hat sie belästigt und statt nun als Opfer Genugtuung zu erfahren, sieht sich Lulu nun selbst einer Intrige ausgesetzt, durch die sie ins Zwielicht gerät. Und zudem muss sie sich endlich zwischen ihrem Freund Lars und Niko entscheiden. Schließlich entwickeln die Dinge ihre eigene Dynamik und münden in eine Katastrophe.

Walz bettet seine Geschichte in das Internatsleben reicher Kinder ein. Das Haus Lombardi mit seiner Heuchelei und Ignoranz; immer darauf bedacht, Probleme zugunsten des eigenen Rufs zu unterdrücken. Dies und der schwüle August lassen eine bedrückende Atmosphäre entstehen, in der seltsame Dinge geschehen. Da ist der Dorfjunge Lennart, der hinter Lulu her ist und sie stalkt; die seltsamen Schreie am Ufer des Sees und die Geschichte um die verschollene Mandy. Spannend auch, wie die Kindheitsgeschichten einiger Protagonisten für den Handlungsverlauf an Bedeutung gewinnen. Die frühen, oftmals traumatischen Erfahrungen in der Kindheit, entwickeln letztlich die Motivation für das jeweilige Handeln einzelner.

Geschickt wechselt Walz die Ebenen und die Perspektiven. In die Rahmenhandlung bettet er die Augenzeugenberichte der Mitschüler ein. Damit ist von Anfang an klar, dass die Geschichte zunächst einen üblen Verlauf nimmt. Dabei gelingt es ihm, die Geschwindigkeit seiner Erzählung ständig zu steigern und mit einigen Wendungen einem überraschenden Ende zuzuführen.

„Schrei“ ist ein spannender und packender Jugendroman, der aufgrund seiner Vielschichtigkeit und Nähe zu den Herausforderungen, denen sich junge Menschen gegenüber sehen, zur Diskussion und zum Nachdenken anregt. Das Buch ist eine Einladung an alle, sich mit sich selbst und ihrer Umwelt auseinander zu setzen.

Gernot Körner

Bibliographie

Schrei
Eric Berg

Bloomoon 2015
Klappenbroschur, geprägter Einband, 160 Seiten

ISBN: 978-3-8458-0775-1