„Die Schattenbande“ von Gina Mayer und Frank M. Reifenberg
Metropolen sind Sammelpunkt der Extreme und Schmelztiegel der Kulturen. Gutes wie Schlechtes, Licht und Schatten finden hier auf engstem Raum Platz. Das Zwielicht macht sie zur perfekten Kulisse für das Verbrechen. So ließ einst etwa Alfred Weidenmann seinen Peter im Hamburg der zwanziger Jahre das Rätsel von „Gepäckschein 666“ lösen und Erich Kästner schickte Emil nach Berlin, um mit seinen neuen Freunden den Räuber zur Strecke zu bringen.
Allein diese beiden Kinderbuchklassiker haben in vielen von uns die Faszination für die Metropolen und die Zwanziger Jahre geweckt. Und in diese Tradition stellen Gina Mayer und Frank. M Reifenberg ihre Schattenbande. Vier aus dem Waisenhaus entflohene Straßenkinder ermitteln zwischen Ku’damm und Kreuzberg in ihren spannenden Fälle. Da sind Klara Schlapp, die Bandenchefin, die lieber ein Junge wäre, und Otto Karwuttke, der super klettern kann und wahnsinnig gerne der Chef wäre. Die Geschwister Paule und Lina Kowalski komplettieren die Bande. Beide haben spezielle Fähigkeiten. Während Paule der geniale Panzerknacker und Erfinder ist, verfügt die kleine Lina über einen sechsten Sinn.
In den ersten beiden Bänden der Kinderbuchreihe jagt die Schattenbande Mörder und Entführer. Dabei leben die Kinder selbst von kleinen Diebstählen und Otto gerät immer wieder selbst unter Verdacht. So sind sie Jäger und Gejagte, die ihre Abenteuer nicht zuletzt deshalb bestehen, weil sie wie Pech und Schwefel zusammenhalten. Dabei begegnen sie gefährlichen Banditen, schlauen und weniger schlauen Polizisten, zwielichtigen und mysteriösen Persönlichkeiten, aber auch einer ganzen Reihe Menschen, dies das Herz auf dem richtigen Fleck haben.
Die Schattenbande: Das sind zunächst mal von der ersten bis zur letzten Seite packend erzählte Geschichten mit viel Spannung und Tempo. Die Leser sehen sich ständig neuen Verwicklungen und Rätseln gegenüber gestellt. Natürlich handelt es sich um reine Fiktion, die nicht bis ins letzte Detail darüber aufklärt, wie es die Kinder schaffen, sich frei und unabhängig durchzuschlagen. Genau auf diesem Weg gelingt es dem Autorenteam ein Stück Sozialgeschichte zu beleuchten: die Gegensätze und die Probleme der Straßenkinder jener Zeit. Zudem gilt es, noch jede Menge über die Zwanziger Jahre und Berlin zu erfahren. All das lädt dazu ein, mehr über diese Zeit zu lesen und zu hören.
Mit der Schattenbande haben Mayer und Reifenberg ein neues Kinderteam geschaffen, das einerseits den Vergleich zu TKKG, Die 3 Fragezeichen oder den Fünf Freunden nicht scheuen braucht, weil es andererseits ganz eigene, tolle Qualitäten hat.
Bleibt zu hoffen, dass es noch viele Fortsetzungen gibt.
Über die Autoren:
Gina Mayer hat als Werbetexterin gearbeitet, bevor sie als Schriftstellerin begann. Sie schreibt historische Romane und Krimis für Jugendliche und Erwachsene. Aus ihrer Feder stammen etwa „Die verlorenen Schuhe“ und „Das Maikäfermädchen“.
Frank. M. Reifenberg ist gelernter Buchhändler, arbeitete als Presse- und Öffentlichkeitsreferent, besuchte die internationale Filmschule in Köln und schreibt seit 2000 Romane und Drehbücher. Seit 2008 engagiert er sich für die Förderung leseschwacher Jungen. Zu diesem Thema hält er Seminare für Eltern und initiiert Workshops speziell für Jungs.