Georgi Gospodinov erhält Usedomer Literaturpreis

Preisverleihung und Lesung am 17. April um 12 Uhr im Livestream

Georgi Gospodinov

Foto: Dafinka Stoilova

Die Usedomer Literaturtage zeichnen mit dem 1968 in Jambol (Bulgarien) geborenen Georgi Gospodinov „eine bedeutende und einzigartige Stimme der europäischen Literatur aus“. Die Jury, mit der neuen Vorsitzenden, Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk, Dr. Andreas Kossert und Dr. mult. Manfred Osten verleiht den 11. Usedomer Literaturpreis für das Gesamtwerk Georgi Gospodinovs. „Fragmentarisch, voller Melancholie und Eindringlichkeit“ würde der Geehrte „aus den besten Traditionen mitteleuropäischer Prosa mit ihrem unbändigen Bedürfnis, aufeinanderfolgende Schichten menschlicher Erfahrung aufzudecken“, schöpfen. „Seine Art zu Schreiben konzentriert sich auf die Sprache als das vollkommenste Werkzeug der Erkenntnis, auf das Ephemere. Der Autor überschreitet souverän die Grenzen akzeptierter Konventionen und schafft komplexe, vollständige Erzählungen, die sich nicht bestimmten Genres und Strömungen zuordnen lassen. Stellvertretend für Gospodinovs Gesamtwerk steht der ‚Natürliche Roman‘: fragmentiert, aber gleichzeitig erstaunlich kohärent, weil die Fragmente nicht zu Episoden werden, sondern sich zu einer der überzeugendsten Visionen der zeitgenössischen Literatur zusammenfügen.“

Der Usedomer Literaturpreis ist mit 5000 Euro dotiert und mit einem einmonatigen Arbeitsaufenthalt auf der Zwei-Länder-Insel Usedom verbunden. Er richtet sich an Autorinnen und Autoren, die sich in herausragender Weise um den europäischen Dialog verdient gemacht haben. Gestiftet wird der Usedomer Literaturpreis von den Seetelhotels Usedom und den Usedomer Literaturtagen. Die feierliche Preisverleihung findet am Samstag, den 17. April, 12 Uhr im Tourismus-Service-Zentrum in Seebad Heringsdorf unter Anwesenheit von Mitgliedern der Jury statt. Der Geehrte wird nach der Laudatio von Dr. Andreas Kossert und eigenen Dankesworten aus seinen Romanen „Physik der Schwermut“ und „Natürlicher Roman“ lesen.

Über Georgi Gospodinov

Georgi Gospodinov, 1968 in Bulgarien geboren ist der Autor von „Natürlicher Roman“ und „Physik der Schwermut“, Gewinner des Mitteleuropäischen Angelus-Preises (2019) und des Jan-Michalski-Preises (2016), Finalist für den Berliner Brucke-Preis, den PEN American Translation Prize u. a. Seine Bücher sind in mehr als 25 Sprachen übersetzt. Sein Roman „Physik der Schwermut“ wurde in Europa und in den USA vielfach rezensiert, u. a. von The New Yorker, Le Monde, Die Welt, NZZ. „Ein teuflisches Buch… Die Physik der Schwermut sollte sofort gelesen werden“, schrieb der Philosoph Jean-Luc Nancy in Liberation. In The New Yorker heißt es: „Georgis eigentliche Suche in ‚Physik der Schwermut‘ ist es, einen Weg zu finden, mit der Traurigkeit zu leben, sie als Quelle der Empathie und des heilsamen Zögerns zuzulassen…“. „Blind Vaysha“, ein kurzer Animationsfilm, der auf einer Kurzgeschichte von Gospodinov basiert (Regie: Theodore Ushev; ARTE und NFB Canada), war für den Academy Award 2017 nominiert. Gospodinov ist außerdem Autor von 15 Gedichtbüchern, Belletristik und Sachbüchern, Theaterstücken, einer Graphic Novel, einem Libretto für Space Opera (2015, Poznan), Drehbüchern für kurze Spielfilme, zwei Social-Video-Projekten „The Slap Factory“ und „Future Cancelled“ sowie einigen Projekten, die sich mit der Erinnerung an die jüngste Vergangenheit, dem Alltag und ideologischen Traumata beschäftigen.  Er wurde mit dem Cullman Fellowship an der New York Public Library (2017/2018) und einem Stipendium an der WiKo Berlin (2019/2020) ausgezeichnet.  Sein neuer Roman „Time Shelter“ erschien im Frühjahr 2020 während des ersten Lockdowns.

„Ein Autor, der sich derart romantisch-kapriziös über die Niederungen von Roman-Kommerz und -Konvention erhebt, rettet nicht nur sich selbst, sondern auch die Literatur und mit ihr die ganze Welt.“ (Andreas Breitenstein, NZZ).

Über den Usedomer Literaturpreis

Basierend auf der thematischen Ausrichtung der Usedomer Literaturtage, werden mit dem Usedomer Literaturpreis jährlich Literaten ausgezeichnet, die sich in hohem Maße dem europäischen Dialog in Geschichte und Gegenwart verpflichtet fühlen. Eine Jury, bestehend aus Olga Tokarczuk (Vorsitzende), Dr. mult. Manfred Osten, Dr. Andreas Kossert, Denis Scheck (bis 2020), Dr. Doris Lemmermeier (bis 2011), Thomas Schulz (bis 2013) und Prof. Dr. Hellmuth Karasek (†) (bis 2016) wählten 2011 die tschechische Autorin Radka Denemarková und deren Übersetzerin Eva Profousová aus, 2012 folgte die polnische Schriftstellerin und inzwischen Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk und 2013 erhielt der Darmstädter Autor Jan Koneffke die Auszeichnung. 2014 konnte sich der tschechische Literat Jaroslav Rudiš und 2015 die deutsche Schriftstellerin Ulrike Draesner freuen. 2016 erhielt die

Bestsellerautorin Dörte Hansen und 2017 die polnische Schriftstellerin Joanna Bator den Preis. 2018 übernahm der Schriftsteller Ilija Trojanow den Preis und 2019 die Autorin Jenny Erpenbeck sowie 2020 der Schriftsteller Sasa Stanisic. Mit dem Usedomer Literaturpreis soll auch in Zukunft der Gedankenaustausch gefördert und die literarische Tradition auf der Insel Usedom, verbunden u. a. mit Maxim Gorki, Hans-Werner Richter, Theodor Fontane und Thomas Mann, fortgeführt werden.

Weitere Informationen unter www.usedomerliteraturtage.de.

 

 

Bücher am Strand:  Foto: Geert Maciejewski