Thomas Piketty: Kapital im 21. Jahrhundert

Ganz sicher: Die Reichen werden reicher

Warum ist die wachsende soziale Ungleichheit in unserer Gesellschaft kaum Thema? Warum ärgern sich so viele über so genannte Hartz-IV-Empfänger, während sie ganz offensichtlich die Tatsache kalt lässt, dass ein Prozent dieser Gesellschaft knapp 36 Prozent des Reichtums besitzen und zehn Prozent über zwei Drittel verfügen? Zwar gibt es den „Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung“ und etliche Statistiken, die diese Ungleichverteilung feststellen, ins Bewusstsein der Bevölkerung dringen sie jedoch nicht vor. Dabei ist doch meist die einzige Qualifikation für diesen Reichtum, Erbe zu sein, und zudem wird dieser Reichtum durch die Steuerpolitik zunehmend geschützt.

Der französische Ökonom Thomas Piketty will diesen Zustand ändern. In seinem Buch, das nun unter dem deutschen Titel „Kapital im 21. Jahrhundert“ erschienen ist, geht er der Frage des Kapitals und der Vermögensungleichheit nach. Bis ins 18. Jahrhundert gehen seine Betrachtungen zurück. Er stellt dabei wenig überraschend fest, dass die Vermögenskonzentration seit Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts deutlich gestiegen ist und weiter steigt, und dass dieses nahezu ungehemmte Wachstum der Ungleichheit Demokratie und Wirtschaft bedrohe.

Mit großem Faktenwissen, hoher Kompetenz, großem Recherchefleiß und auf Basis einer sauberen Analyse ist es Piketty gelungen, ein beeindruckendes Werk zu schaffen. Sachlich und nüchtern legt er den Finger in die klaffende Wunde. Dass das Werk wohl kaum zum Renner der Saison avanciert, liegt daran, dass sich Piketty in Sachen schwerverdaulicher Analyse nicht kurz fassen konnte. 816 dichtbedruckte Seiten umfasst das Werk.

All jenen, denen das zu viel ist, hat Ulrich Horstmann mit seinem Buch „Alles, was Sie über ,Das Kapital im 21. Jahrhundert’ von Thomas Piketty wissen müssen“ eine schöne Alternative geschaffen. Er kommt mit gerade mal 112 Seiten aus. Wir empfehlen natürlich das Original oder am besten beides.