SCHULJAHR - Ulrich Knoll - 2D-Cover - highresEigentlich sind Schulen der beste Nährboden für die Realsatire. Denn an kaum einem anderen Ort treffen so viele unterschiedliche Charaktere mit so vielen unterschiedlichen Erwartungen und Hoffnungen aufeinander. Und selten ist der Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit, aber auch geforderter Leistung und realen Möglichkeiten so groß. Von Heinrich Spoerls „Feuerzangenbowle“ bis zu Bora Dagtekins „Fuck ju Göthe“ hat dieser Stoff die Satiriker immer wieder fasziniert und beflügelt.

Dabei ist eigentlich verwunderlich, dass es so lange gedauert hat, bis ein Schulleiter zur Feder gegriffen und seine Satire aus Sicht des Schuldirektors zu Papier gebracht hat. Denn eigentlich sind es doch gerade die Lehrer und vor allem die Rektoren, die für ihren Berufsalltag jede Menge Humor brauchen.

Humor hat Schulleiter Knorr jedenfalls. Er ist erfahren, versiert, realistisch – und hat die allerbesten Absichten. Er will eine lebendige und gute Schule für alle voranbringen. Dass ihm dies schwer fällt, liegt neben den Rahmenbedingungen vor allem an dem vielfach absonderlichen und egoistischen Verhalten aller Beteiligter. Längst hat er erkannt, dass sicher nicht die Schüler das eigentliche Problem sind. Doch eben mit Humor, Klugheit und kleinen Tricks gelingt es ihm, am „Ort des Grauens“ immer wieder Lösungen für die kleinen und großen Probleme des Alltags zu finden.

„Der ganz normale Wahnsinn: Erlebnisse eines Schulleiters“ steht in der Unterzeile von Ulrich Knolls neuem Buch „Schuljahr“. Sicher ist es dabei kein Zufall, dass Knorr und Knoll recht ähnlich klingen. Der Autor hat seinen reichen Erfahrungsschatz aus dem Schulalltag für seine Hauptfigur wie für die ganze Geschichte verwendet. Ein ganzes Schuljahr – von der ersten Lehrerkonferenz bis zum letzten Schultag – mit alle seinen Turbulenzen gilt es zu bestaunen.

Anders, als immer wieder staunend und schmunzelnd, lässt sich dieses Buch auch gar nicht lesen. Denn Knoll ist eine echte Satire gelungen, die nicht nur witzig und fesselnd ist, sondern so überspitzt scheint, dass sie schon wieder wahr sein könnte. Und manchmal ist Knolls Buch auch ein bitterböse Satire; ein Spiegel für alle systemkonformen Ministerialräte, fordernden Eltern und rechthaberischen Lehrkräften. Dabei hat „Schuljahr“ nichts vergleichbar Romantisches wie etwa die Feuerzangenbowle an sich. Dafür bietet es einen tiefen Einblick hinter die Kulissen des Schulbetriebs und in die Seelen der Protagonisten. Absurd, skurril und hanebüchend erscheint so manches, aber bei näherem Hinsehen immer realistisch.

Knolls Buch ist sicher etwas für all jene, die es mit Schule zu tun haben. Aber weil Schulleiter Knorr auch ein echter Typ ist, der auf seine Weise Probleme löst und vor allem niemals aufgibt, wollen wir dieses Buch all jenen Lehrern besonders ans Herz legen, die mit Humor und Charme den Infamitäten des Alltags trotzen möchten.

Bibliographie

Schuljahr: Der ganz normale Wahnsinn: Erlebnisse eines Schulleiters
Ulrich Knoll

Mit Illustrationen von Jana Moskito
Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag
Taschenbuch / 264 Seiten

 

Über den Autor

Ulrich Knoll war Schulleiter der Realschule am Europakanal, die unter anderem mit dem Deutschen Schulpreis der Robert-Bosch-Stiftung in Kooperation mit STERN und ARD ausgezeichnet wurde.

Nach über zwanzig Jahren in Schulleitungsfunktionen, auch an Auslandsschulen in Frankreich und Indien, ist Ulrich Knoll mit allen pädagogischen Diskussionen bestens vertraut. Er ist auch als Sachbuchautor tätig und lebt in Nürnberg.