Spurwechsel: Beispiele erfolgreicher Schulentwicklung
„Non vitae sed scholae discimus“ („Nicht für das Leben, sondern für die Schule lernen wir“) Lucius Annaeus Seneca * etwa im Jahre 1 in Corduba; † 65 n. Chr.) Der römische Philosoph drückte damit aus, wie wenig sich die damalige Lehre in seinen Augen am praktischen Leben orientierte.
Doch sind wir heute viel weiter als damals? Mit Sicherheit, aber da geht noch mehr. Wie das konkret aussehen kann, erklären uns Patrick Blumschein und Klaus Oehmann in ihrem Buch „Spurwechsel“.
Im zweiten Buch des Autorenduos gibt es neben der Theorie nun auch praktische Beispiele einiger Schulen, die eine erfolgreiche Schulentwicklung durchlaufen haben
Gemeinsam ist den vorgestellten Schulen, dass sie sich mehr an der Lebenswirklichkeit und an den Kompetenzen der Lernenden orientieren und verstärkt auf deren Eigeninteresses setzen. So wie es die Theorie im ersten Teil des Buches empfiehlt.
Es gilt nicht mehr wie früher das Wissen nach dem veralteten Trichtermodell in die Kinder hinein zu füllen, damit es sofort nach der Klassenarbeit wieder herausfällt.
Wichtig für einen anhaltenden Lerneffekt ist es, nach Meinung der Autoren, geeignete Lernaufgaben zu stellen, die wie echte Probleme aus dem Lebensalltag keinen vorgegebenen Lösungsweg haben, sondern die Kreativität und die Lernbereitschaft der SchülerInnen fordert und fördert. Kennzeichnend für diese Lernaufgaben ist – wie im echten Leben – die Problemvielfalt und dass es mehrere Lösungswege geben kann. Das für die Lösung notwendige Faktenwissen und die benötigten Fähigkeiten gilt es sich dann anzueignen.
Wie genau solche Aufgaben gestaltet werden beschreiben die Autoren ausführlich in ihrem ersten Band.
Hier in Band zwei gibt es eine Kurzfassung zum Aufgabendidaktischen Kompass
Zu Beginn steht ein konkretes Problem. Dieses tritt in einer bestimmten Situation auf. – Und hier liegt der Unterschied zu herkömmlichen Aufgaben. – Die Aufgabe hat einen Bezug zu realen Situationen. Denn zahleiche Studien haben nachgewiesen, dass Lernen nachhaltiger ist, wenn es in Anwendungssituationen geschieht. Auf dem Weg und auf der Suche nach Lösungsmöglichkeiten, gilt es nun sich Kompetenzen anzueignen. Dann geht es daran aktiv zu werden und zu handeln, um das Problem zu lösen. Dabei eignen sich die Lernenden Wissen und Fähigkeiten an, die sie direkt anwenden und umsetzen können. So ist das Lernen keine Qual, sondern bietet Erfolgserlebnisse, wenn das Problem erfolgreich und im Idealfall im Team gelöst wurde.
Einige Schulen haben sich bereits auf den Weg gemacht ein anderes Lernen zu ermöglichen. Die konkreten Schwerpunkte bei den im Anschluss vorgestellten Schulen sehen unterschiedlich aus. Die Inselschule Borkum setzt auf Kompetenztests statt Klassenarbeiten. Die Fachoberschule München hat das Montessori-Konzept bis in die Oberstufe weiterentwickelt. Das Feedbackkonzept ersetzt die Noten. Lerncoaches sollen jedem/r Schüler/in ein positives Lernerlebnis ermöglichen. Das „inspire! Lab“ ein außerschulischer Bildungsträger verbindet Kreativität und Lernen. Und an der Landesberufsschule Emma Hellenstainer Südtirol geschieht Lernen in Eigenverantwortung.
Das sind nur einige Beispiele, die aber für viele Schulen interessant sein könnten und sollten, um eine Anregung für eine Weiterentwicklung zu geben, die sich mehr an der lebenswirklichen Realität, an den Schüler/innnen und deren Fähigkeiten, als an mittlerweile veralteten Schulmodellen orientiert.
Anja Lusch
Bibliografie:
Klaus Oehmann, Patrick Blumschein
Spurwechsel: Beispiele erfolgreicher Schulentwicklung
hep verlag; 1. Edition (1. Mai 2024)
Taschenbuch, 264 Seiten
ISBN: 978-3035526448
Taschenbuch 27,00€
eBook epub 21,99 €
Klaus Oehmann, Patrick Blumschein
Schluss mit der Donut-Pädagogik! Lebensnahe Lernaufgaben leicht gemacht
Zur Besprechung vom ersten Buch der Autoren auf literaturgarage.de