Buchvorstellung: „stories“ von Philipp Marouschek

„Wenn wir eine Geschichte lesen, muss sie uns im Sturm erobern, unsere Mauern zum Einsturz bringen und uns auf dem Trümmerhaufen unserer Gefühle aussetzen, uns den ersten Schritt auf unsicheren Grund machen lassen. Sie muss uns im ersten Satz in eine neue Welt schleudern, eine unbekannte Welt voller Ängste und Sehnsüchte, Trauer und Verlust, Zorn und Hoffnung“, meint der Exil-Wiener Philipp Marouschek.

Für ihn haben Munro, Carver, Baxter, Hemingway und Chekhov solche Geschichten geschrieben. Mit seinem Magazin „stories“, das aus einer geballten Ladung vorwiegend amerikanischer Kurzgeschichten Raum gibt, geht er seiner Leidenschaft nach, ausschließlich handwerklich gute Geschichten zu publizieren. 

„Einen Text auf mehr als 400 Seiten aufzublähen und damit genau nichts zu sagen, ist weit einfacher, als mit so wenigen Wörtern wie möglich das Wesentliche zu erzählen. Die Kunst des guten Erzählens ist es, in dem, was zwischen den Zeilen verborgen liegt, eine große Geschichte zu transportieren“, erklärt Marouschek seinen Ansatz. „Der Leser findet im schwarz auf weiß Geschriebenen nur die Spitze des Eisberges, der groß und bedrohlich unter der Oberfläche lauert. In einer guten Geschichte sieht er ihn nicht, aber er spürt die Gefahr permanent.“

Für Marouschek ist dies das Vermächtnis der großen verstorbenen und noch lebenden Meister, die er vor allem im anglo-amerikanischen Raum findet. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Tradition fortzuführen und in den deutschen Sprachraum zu bringen.

Dabei hat jede Sprache ihre eigene, einzigartige Stimme. Aus Marouscheks Sicht bedeutet einen Text in eine andere Sprache zu „über-setzen“, ihn „hinüber zu führen“. „Man darf nicht einfach die erstbeste passende Bedeutung aus dem Wörterbuch verwenden. Wie Mark Twain es gesagt hat: Man muss das perfekte Wort finden. Und das kann man nur, wenn man den gesamten Text nicht nur verstanden, sondern auch begriffen hat“, so der junge Verleger. „Wenn wir eine Geschichte übersetzen, müssen wir sicher sein, dass jeder einzelne Kristall des gesamten Eisbergs übertragen worden ist. Dieses Streben nach Perfektion schulden wir unseren Autoren und Lesern, unseren Großen Meistern und uns selbst.“

Ficiton, Poetry aber auch Non-Fiction und Graphic-Stories finden sich im Magazin. So sind in der ersten Ausgabe etwa Geschichten von Amy Purcell, Stefan Kiesbye, Jesse Falzoi, Robert McGuill oder Alice Munroes erschienen. In der zweiten sind es dann Tobias Wolff, Alexi Zentner, Charles Baxter, Amy Hempel, Curtis Emery und Brian Turner. Wem der ein oder andere Autor nichts sagt, findet im Anhang von „stories“ ausführlichere Informationen.

Von „stories“ sind bisher zwei Ausgaben erschienen. Als Softcover oder als -e-paper sind diese Sammlungen exquisiter Kurzgeschichten beim Berliner Verlag „Kathedrale 19“ zu beziehen. Mehr dazu unter www.storieslover.com.

Bibliografie:
Stories
Kathedrale19 Verlag

Ausgabe 1
84 Seiten
8,90 € (D), 9,90 € (A)
ISBN: 978-3-945110-00-3

Ausgabe 2
100 Seiten
8,90 € (D), 9,90 € (A)
ISBN: 978-3-945110-99-7