Über Freundschaft, Vorurteile und ErfolgDas Kaninchenrennen

Tim Köhler hat es nicht leicht. Gerade mal zehn Jahre alt, steht er mächtig unter Druck. Um den Ruf der Familie zu retten, soll er das Kaninchenrennen gewinnen, das in seinem Heimatort Niederrhode seit vierhundert Jahren stattfindet. Und ausgerechnet jetzt, scheint ihm das Pech regelrecht an den Fersen zu kleben. Zu allem Überfluss hat das Kaninchen, das er bekommt, nur drei Beine. Aber Tim gibt nicht auf. In Pascal und Lissy findet er Freunde, mit denen er durch Dick und Dünn geht.

Nach der Saga vom „Drachenflüsterer“ findet Boris Koch für seinen neuen Roman eine realistische Umgebung. Statt im Großtirdischen Reich spielt „Das Kaninchenrennen“ in der Kleinstadt Niederrhode. Diese hat es jedoch in sich. Danny Kaye schrieb einst über Kleinstädte: „Eine Kleinstadt ist eine Stadt, in der jeder von jedem alles weiß und trotzdem das Lokalblatt kauft, um zu sehen, wie viel davon der Redakteur zu veröffentlichen wagt“.

Genauso geht es zu in Niederrhode. Es „menschelt“ an allen Ecken und Enden. Da ist Arno, der eingebildete Sohn des Bürgermeisters, den jeder als Freund haben möchte und der alle unterdrückt. Dann gibt es etwa Jakob, der ewige Zweite und immer an der Seite von Arno. Oder Carsten, der falsche Freund, der Tim einfach hängen lässt…

Koch weiß eine Menge über die Gesellschaft Niederrhodes zu erzählen – Schlechtes wie Gutes. Und er lässt seinen Tim eine ganze Menge durchleiden. Aber indem Tim trotz aller Widrigkeiten nicht aufgibt, hat er auch eine ganze Menge sehr schöner Erlebnisse und entwickelt sich weiter.

Dabei sind es immer wieder die großen Themen des Aufwachsens, die in Kochs Geschichte die großen Rollen spielen: Freundschaft und Feindschaft, Gewinnen und Verlieren, Zusammenhalt und Ausgrenzung, Vertrauen und Verrat, Zivilcourage und Mitläufertum, Mut und Feigheit, Gewalt, Offenheit und Vorurteil. Gerade das Thema Vorurteil, spielt eine besondere Rolle. So soll etwa Tim das Rennen nicht gewinnen können, weil schon sein Vater gekniffen habe; oder das Kaninchen kann etwa nicht siegen, weil es nur drei Beine hat, über den alten Schwarzenbacher gibt es jede Menge Gerüchte und – natürlich – bekommen Mädchen nur die schwächeren Zwergkaninchen.

So lädt Koch seine jungen Leser zu einer großen Auseinandersetzung mit all diesen Themen ein. Dass im Mittelpunkt ausgerechnet ein Kaninchenrennen steht, mag daran liegen, dass der Autor selbst als Zehnjähriger mit seinem Kaninchen Bobby durch den elterlichen Garten gerast ist. Dabei hat er wohl auch all die Spannung, die darin steckt, gespürt. Und so ist eine packende, aufregende Geschichte entstanden, die den Leser vor viele Fragen stellt und gleichzeitig viel über das Leben weiß.

Über den Autor

Foto Anna: Kuschnarowa

Foto Anna: Kuschnarowa

Boris Koch, Jahrgang 1973, wuchs auf dem Land südlich von Augsburg auf, studierte Alte Geschichte und Neuere Deutsche Literatur in München und lebt heute als freier Autor in Berlin. Er ist Mitveranstalter der phantastischen Lesereihe „Das StirnhirnhinterZimmer“.

Zu seinen Buchveröffentlichungen gehören „Der Drachenflüsterer“, die Fantasy-Parodie „Die Anderen“ und der mit dem Hansjörg-Martin-Preis ausgezeichnete Jugendkrimi „Feuer im Blut“. Sein realistischer Jugendroman „Vier Beutel Asche“ wurde von der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur als Jugendbuch des Monats April 2013 ausgezeichnet.

Bibliographie

Das Kaninchenrennen
Boris Koch

Heyne fliegt
Ab 10 Jahren

Gebundenes Buch, 336 Seiten
ISBN: 978-3-453-26940-8

€ 12,99

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