„Die Regierung ist bloß an der Macht interessiert.“

Philip Kerr: 1984.4

Jeden Tag wird in aller Welt gegen Menschenrechte verstoßen. Es ist immer wieder nötig zu informieren und Recht gegen Unrecht durchzusetzen. George Orwells Roman „1984“ erschien im Jahr 1949. Orwell warnte darin vor Stalins Überwachungsapparat. Einige Datenschützer berufen sich heute noch auf ihn.

Auch Philipp Kerrs 1984.4 zitiert gelegentlich Orwells großen Roman. Ob Winston als Name, hier für den großen unbekannten Anführer oder ein zugesteckter Liebesbrief. Der Inhalt steht jedoch für sich allein.

Florence arbeitet mit ihren 16 Jahren für den Senior Service. Ihre Aufgabe ist es ältere Menschen, die nicht freiwillig gehen, umzubringen. Dabei werden sie und ihre MitstreiterInnen Tag und Nacht von „Winston“ elektronisch überwacht.

Angeblich dient das dem Wohl der Welt, die überbevölkert ist und in der die Ressourcen knapp sind. Erst als sie Eric trifft erkennt sie die Wahrheit und beschließt sich gegen das System zu wehren.

Die Geschichte ist spannend geschrieben. Trotzdem lässt sich der Handlungsstrang gut verfolgen. Dem Autor gelingt es Florence von Anfang an sympathisch wirken zu lassen, obwohl sie zunächst der brutalen Regierung dient. Ihre Entwicklung stellt der Autor glaubhaft und schlüssig dar.

Florence ist gegenüber ihrer Familie sehr fürsorglich. Gewissenhaft und engagiert stellt sie sich zunächst der scheinbar wichtigen und brutalen Aufgabe. Erst ihre Liebe zu Eric und seine Erkenntnisse über die Hintergründe des Systems öffnen ihr die Augen.

„Es muss dir klar sein, dass in dem System der Regierung Menschen einfach nicht wichtig sind. Die Regierung interessiert sich nicht für das Wohl der anderen… Unterdrückung und Tyrannei sind die Mittel, die sie einsetzen.“

Eric und Florence könnten unterschiedlicher nicht sein. Aber die nachdenkliche reflektierende Art von Eric, lässt Florence eine andere Sicht der Dinge erkennen. Sie hört ihm zu und lässt sich überzeugen.

Die Geschichte macht Hoffnung, dass es möglich ist, im Gespräch Grenzen zu überwinden. Sie zeigt, dass es wichtig ist andere Meinungen anzuhören. Und dass Fakten irgendwann doch überzeugen können. Der Roman ruft dazu auf, sich gegen Unrecht und Unterdrückung zu wehren.

(Anja Lusch)

kerrBibliografie:

Philip Kerr
1984.4
Übersetzt von: Uwe-Michael Gutzschhahn
Empfohlenes Alter: ab 14 Jahre
Gebundene Ausgabe, ‎320 Seiten
ISBN: ‎978-3499218576
16,00 €