Verbrecherjagd auf niederbayrisch

Eigentlich alles ganz normal: Der Polizist Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel) streitet sich mit dem Bürgermeister. Der ansässige Klempner und Hobby-Playboy Flötzinger (Daniel Christensen) versucht Rohre zu verlegen und die Großmutter (Ilse Neubauer) kocht Knödel. Wie es in so einem niederbayerischen Dorf eben zugeht. Doch dann geschieht ein tragischer „Unfall“ und eine Femme Fatale taucht auf, die dem ganzen Dorf den Kopf verdreht. Als auf den ersten noch weitere Todesfälle folgen und die elegante Dame sich ausgerechnet den Dorfsheriff als Gespielen aussucht, da schwant dem Zuschauer schon, was den Protagonisten noch lange ein Rätsel bleiben wird. Bis nach Teneriffa müssen Eberhofer und sein Kumpel Rudi Birkenberger (Simon Schwarz) letztlich reisen, bis ihnen endlich ein Licht aufgeht.

So wie die mysteriöse Mercedes (Jeanette Hain) die männliche Hälfte der Dorfgemeinschaft in ihren Bann zieht, so tut es dieser Film mit dem Kinobesucher. Nahaufnahmen, kräftige Farben und das Ausschöpfen von originellen Kameraeinstellungen erzeugen einen surrealen, intensiven Look und verleihen dem dörflichen Trubel und den allzu menschlichen Figuren eine manchmal fast comichafte, karikaturistisch überzeichnete Aura.

Dies ist die große Stärke von „Winterkartoffelknödel“ – dass der ganz alltägliche Wahnsinn in einer Größe gezeigt wird, die fast unheimlich, aber vor allem sehr komisch ist. Der Kriminalfall macht dabei eine Bühne auf, auf der, dezenten mit Slapstick- und Bildwitzen gewürzt, die eigentliche Spannung immer dann entsteht wenn man sich und sein Umfeld in den grotesken Typen entlarvt findet. Den Mörder jagt Eberhofer dabei eher nebenbei, denn es geht hier um die wirklich wichtigen Dinge im Leben: Familie, Freundschaft, Liebe und zum Ausgleich reichlich Alkohol.

Franz Eberhofer, der gutmütige, etwas einfältige, aber stets coole Dorfpolizist wider Willen und sein zwischen verkrampft und albern schwankender Ex-Kollege Birkenberger entstammen der Feder von Rita Falk. Bislang sind acht Kriminalkomödien mit dem skurrilen niederbayerischen Flair bei dtv erschienen. Mit „Winterkartoffelknödel“ hat es nach dem erfolgreichen Dampfnudelblues von 2013 nun auch Falks Erstlingswerk auf die Leinwand geschafft.

Winterkartoffelknödel_Szene

Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel) im Gespräch mit der geheimnisvollen Mercedes (Jeanette Hein)

Regie führte erneut Ed Herzog, der unterstützt vom Improvisationstalent der eingespielten Hauptdarsteller, die eigentümliche Verbrecherhatz modern und effektvoll in Szene setzt.

LaBrassBanda liefern mit „Keine Sterne in Athen“ den passenden Titelsong – urtümlich und trotzdem cool.

„Winterkartoffelknödel“ läuft am 16. Oktober in den deutschen Kinos an und wird wie zuvor Filme wie „Wer früher stirbt, ist länger Tod“ und „Dampfnudelblues“ erneut unter Beweis stellen, dass die bayerische Komödie schon lange nichts provinzielles mehr an sich hat, sondern geschickt und zeitgemäß mit Stilmitteln des Humors und des Films zu jonglieren weiß, richtig modern und cool sein kann und vor allem: wirklich lustig. (Text: Tobias Schudok)

Filmographie

Winterkartoffelknödel
Ein Film von Ed Herzog

Deutschland 2014
90 Minuten
Kinostart 16. Oktober 2014
Im Verleih der Constantin Film