Autorenvostellung: Marko Simsa.

Der kleine Wolfgang Amadeus hatte es nicht leicht. Ständig mit dem Papa in der rumpelnden Kutsche. Über schlammige und steinige Landstraßen von Konzert zu Konzert. Der Preis für das Genie.

Marko-Simsa3Wenn Marko Simsa mit seinem Ensemble Mozart für Kinder spielt, muss und kann nun wirklich niemand stillsitzen. Statt sie mit viel Mühe auf den Stühlen ruhig zu halten, entführt der schlanke, drahtige Mann seine kleinen Zuhörer in den Barock des 18. Jahrhunderts. Schon sitzen die Kinder mit in der Kutsche… Das heißt nicht alle: Die erste Reihe sind die galoppierenden Pferde, ein paar Kutscherinnen dazu und jede Menge Fahrgäste. Schon ist der Münchner Gasteig kein Konzertsaal mehr, sondern die Welt Mozarts, in der gerade einige hundert Kinder begeistert durch die Landschaft toben.

Wie langweilig waren dagegen die Kinderkonzerte noch vor einigen Jahren. Bemühte Konzertmeister versuchten mit geduldigen Erklärungen einer oftmals recht unruhigen Kinderschar Prokofjews „Peter und der Wolf“ nahe zu bringen. Ein verzweifeltes „Nun seid doch mal endlich ruhig!“ war hier keine Seltenheit.

Aber war es nicht der bekannte Hirnforscher Prof. Gerald Hüther, der meinte: Das Gehirn ist nicht das, was wir daraus machen. Das Gehirn ist das, was wir mit Begeisterung daraus machen.“ Und ganz in diesem Sinne wandeln bei Marko Simsa der kleine Mozart mit seiner Schwester Nannerl mit verbundenen Augen am Wiener Kaiserhof. „Kinder an den Taktstock!“ Das Orchester braucht Dirigenten. Ein -feierlicher Tanz zum Menuett aus Don Gio-vanni, ein Maskenball, bei dem sich das Publikum verkleidet und dann der große Papagenochor aus hunderten Kinderstimmen. Natürlich vergessen wir die wunderbare Musik Mozarts nicht.

Das ist Spielen und Lernen, ganzheitliches, fächerübergreifendes Lernen. Musik, Geschichte, Deutsch – und begeisterte Schüler, die sich spielerisch ausdrücken. „Wir wollen unser Publikum mit spannenden und humorvollen Konzerten im besten Sinn des Wortes unterhalten“, erzählt Simsa. Der Lehrer als Unterhalter? Ganz gleich. Denn im nächsten Satz erklärt der Impresario des kleinen Ensembles, dass beide das gleiche Interesse haben. „Wir wollen neugierig machen auf mehr Musik und eine Auseinandersetzung mit Kultur. Im günstigsten Fall auf eigene künstlerische Betätigung.“

Und dann staunen wir nicht schlecht, wenn Marko Simsa sein Konzept mit den Worten von Prokofjew erklärt. „Die Hauptsache ist, eine gemeinsame Sprache mit den Kindern zu finden“, hatte dieser schon vor gut 80 Jahren erklärt. Simsa ergänzt: „Die verbale Ebene meinte er bestimmt nur am Rande. Kinder brauchen ein unmittelbares Erleben von Musik auf einer Basis, die für sie greifbar ist.“ Zuhören alleine ist ihm deshalb in Sachen Musikvermittlung zu wenig. Dafür sei Musik einfach eine zu abstrakte Kunstform. „Das Schauen und Betrachten ist wichtig, das Mitsprechen und mitunter auch das aktive Mittun.“

Marko Simsa2Über den Autor:

Seit bald 30 Jahren nun veranstaltet der Wiener als Regisseur und Schauspieler vorwiegend klassische Konzerte für Kinder. Er ist weder Musiker, Pädagoge noch Lehrer. Seine Erfahrungen hat Simsa in gut 30 verschiedenen Produktionen gewonnen. Ein reiner Empiriker. Der Erfolg gibt ihm Recht. Selbst mit so schwierigen Genres wie Jazz, Boogie oder Klezmer konnte er sein junges Publikum begeistern. Über 800 Aufführungen gab es bereits von „Mozart für Kinder“. Längst hat Simsa alles auf CD und in Bücher gegossen. Und dabei begeistern seine Werke ebenso stark wie die vergleichbarer Kindermusiker. Nur sind die „Kinderkompositionen“ bei Simsa eben von niemandem geringeren als Wolfgang Amadeus Mozart, Modest Petrowitsch Mussorgski, Pjotr Iljitsch Tschaikowski, Johann Strauß, Johann Sebastian Bach, Antonio Vivaldi oder eben Sergei Sergejewitsch Prokofjew. Wo anderen Musikvermittlung schwer fällt, ist sie bei Simsa Freude.